http://pics.filmaffinity.com/three_comrades-359226994-large.jpgThree Comrades

(nach dem Roman Drei Kameraden)

 

 

Produktionsdaten

Three Comrades
nach Erich Maria Remarques Roman Drei Kameraden (1936)

USA 1938; Metro-Goldwyn-Mayer
Originallänge: 98 Min., schwarz/weiß
Regie: Frank Borzage; Produktion: Frank Borzage, John L. Manckiewicz; Buch: F. Scott Fitzgerald, Edward E. Paramore; Kamera: Joseph Ruttenberg; Schnitt: Frank Sullivan; Musik: Franz Waxman
Darsteller: Robert Taylor (Ernst Lohkamp), Robert Young (Gottfried Lenz), Franchot Tone (Otto Koster), Margaret Sullavan (Patricia Hollmann), Guy Kibbee (Alfons), Lionel Atwill (Breuer), Henry Hull (Dr. Becker), Charley Grapewin (Arzt), Monty Wolley (Dr. Jaffé)

Erstaufführung: 3. Juni 1938
Deutsche Erstaufführung: 1952

Autorin der Erläuterungen auf dieser Seite: Emilia Brauer

 

Inhaltszusammenfassung

 

Der Film beginnt mit dem Ende des Ersten Weltkrieges 1918 und den drei Kammeraden Erich Lohkamp, Otto Koster und Gottfried Lenz, die in einem Gasthaus auf das Ende des Krieges trinken und ihre gemeinsame Zukunft planen. Darauf folgt ein Zeitsprung ins Jahr 1920 in die Unruhen in Deutschland, in denen die drei befreundeten Kammeraden leben und ihren Unterhalt als Taxifahrer und Kfz-Mechaniker verdienen. Bei einem Ausflug bieten sie sich ein Rennen mit einem anderen Auto, in dem ein älterer Mann und eine junge Frau sitzen. Als die am selben Gasthaus halten, erfahren sie, dass die junge Frau Patricia Hollmann heißt und der ältere Mann, der sie gefahren hat, nur ein Freund ist.

 

Während des gemeinsamen Abendessens macht Erich Patricia schöne Augen und fragt sie nach ihrer Telefonnummer, um nachfragen zu können, ob sie sicher Zuhause angekommen ist. Bei dem Telefonat am nächsten Morgen verabreden sich die beiden zunächst im Haus von Patricia und gehen dann zusammen in das Stamm-Gasthaus der drei Kammeraden, sodass die vier sich schnell anfreunden. Später ruft Erich Patricia zuhause an an, was ihr Freund mitbekommt. Er warnt sie vor ihrer finanziellen Situation, sollte sie seine finanzielle Unterstützung verlieren. Erich wird hingegen von seinen Freunden ermutigt und verabredet sich bald darauf wieder mit Patricia. Er erzählt ihr bei dieser Gelegenheit von seiner Vergangenheit in Süd-Amerika. Die beiden gehen auf eine weitere Verabredung in die Oper, für die sich Erich einen Anzug leiht. Als sie jedoch später zusammen tanzen, reißt sein viel zu kleiner Anzug und er verlässt den Saal, da er von dem Umstehenden ausgelacht wird. Patricia wartet jedoch vor seiner Wohnung auf ihn und sie gestehen sich ihre Liebe. Am darauffolgenden Tag ermutigen Otto und Gottfried Patricia und Erich zu heiraten.  Patricia erzählt Otto jedoch, dass sie an Tuberkulose erkrankt sei und deshalb nicht sicher ist, ob sie Erich heiraten möchte.

 

Die beiden heiraten jedoch trotzdem kurz darauf, ohne dass Erich von Patricias Erkrankung weiß. Auf der Hochzeitsreise bricht Patricia zusammen, weshalb ihr Arzt mit Otto zum Hotel fährt und Erich von der Erkrankung erfährt. Da sie jedoch bald darauf in ein Sanatorium muss, um sich zu erholen, versuchen die drei Kammeraden, Geld für ihre Behandlung zu sparen. Trotz Patricias Hoffnung auf ihre Genesung und eine gemeinsame Zukunft mit Erich reist sie nur widerwillig in das Sanatorium. Währenddessen wird Gottfried während einer Ansprache von nationalsozialistischen Demonstranten bedrängt und vor den Augen von Otto und Erich erschossen. Otto findet bald darauf Gottfrieds Mörder und erschießt ihn. Zur selben Zeit erfährt Patricia, dass sie operiert werden soll. Als Erich sie besucht, erzählt sie ihm von der riskanten Operation, er jedoch erzählt Patricia nichts von Gottfrieds Tod.

 

Otto finanziert Patricias Behandlung schlussendlich durch den Verkauf seines Autos. Nach der Operation besuchen Otto und Erich Patricia, die sich unter keinen Umständen bewegen darf. Otto erzählt Patricia von der Ermordung Gottfrieds und Patricia äußert kurz darauf ihre Hoffnungen auf eine gemeinsame Zukunft mit Erich. Als Erich dann jedoch fahren möchte, steht Patricia vom Bett auf und stirbt. Otto und Erich gehen zu Patricias Beerdigung, bei der die Geister von Gottfried und Patricia dabei zu sein scheinen.

 

Rezeption und Kontext

 

Die Kritiken zur Verfilmung des Romans Drei Kameraden, Three Comrades von 1938, fielen generell positiv aus, obwohl seit der Veröffentlichung des Films bis heute einige Punkte kritisiert werden. Darunter vor allem, wie sehr sich der Film von der Buchvorlage Remarques gelöst habe. So wird unter anderem kritisiert, dass der Film kaum auf die politischen Kontroversen eingehe [1] und somit den Zusammenhang zu den tatsächlichen historischen Ereignissen verliere [2], wie der Motion Picture Herald beschreibt. Stattdessen konzentriere sich der Film auf die Romanze zwischen Erich (gespielt von Robert Taylor) und Patricia (gespielt von Magaret Sullavan) [2], so wie sie auch in Remarques Roman Drei Kameraden vorkommt. Das mache den Film erinnerungswürdig und ergreifend [3], jedoch auch deprimierend, da der Film keine Hoffnung oder Humor zeige [1]. So sei die Szene am Ende so tragisch, dass es die Massen mitreiße [4]. Das werde durch die schauspielerische Leistung noch verstärkt, da die Besetzung aus „hochkarätigen Hollywoodstars“ [9] bestehe, obwohl manche Szenen aus heutiger Sicht überzogen wirken könnten, da diese Art der Schauspielerei in modernen Filmen nicht mehr verwendet würde [6]. Während die Kritiker vor der Veröffentlichung der Ansicht waren, dass der Film ein Sturzflug für die Kinokassen darstellen müsste [1], bestimmte die New York Times den Film bei der Veröffentlichung als einen der besten Filme von 1938 [3]. Dennoch wurde der Film ab 1939 nicht mehr international gezeigt, hauptsächlich aufgrund der beginnenden antideutschen Haltung durch den Zweiten Weltkrieg [9]. In Deutschland durfte der Film erst wieder ab 1952 gezeigt werden, denn er „verschleiert die Identität der politischen Gruppen bei den Straßenkämpfen, zeigt aber trotzdem klar, daß die Nazis Nazis waren“ [5]. Das führte während der Nazi-Diktatur natürlich zu einem vollständigen Verbot in Deutschland. Da der Regisseur Frank Borzage dieses jedoch vorausgesehen hatte und befürchtete, dass das Film-Studio darunter leiden könne, reduzierte er die politischen Inhalte auf ein Minimum, was jedoch zu weiterer Kritik führte [8]. Dadurch entfernte sich der Film thematisch schließlich so weit vom Roman, dass der Drehbuchautor F. Scott Fitzgerald sogar drohte, die Produktion zu verlassen [9]. Das Drehbuch blieb jedoch weiterhin unpolitisch, da Remarques Absicht, die Sinnlosigkeit des Todes und die Verzweiflung der Menschen nach dem Krieg darzustellen, erhalten blieb [7]. Das führte somit auch zu der Kritik der Neuen Osnabrücker Zeitung zum 100. Geburtstag von Remarque, in der der Film zwar als kein großes literarisches Stück betitelt wird, aber die Schwermut der damaligen Zeit aufzeige [6].

 

Zusammenfassend lässt sich somit sagen, dass der Film sich aufgrund der politischen Verhältnisse zur Entstehungszeit des Films stark vom Buch löste, was ihm viel Kritik einbrachte, allerdings durch die tragische Romanze, die durch die schauspielerische Leistung dargestellt wird, auch viel positive Kritik eingebracht hat.

 

Quellennachweise:

[1] [R-A 9.3.002/001] Flin. »Three Comrades«. Variety Film Reviews (New York), 25.05.1938

[2] [R-A 9.3.003] Motion Picture Herald, 28.05.1938

[3] [R-A 9.3.005] Frank S. Nugent. »Three Comrades«. New York Times, 03.06.1938

[4] [R-A 9.3.017/1983] Leslie Halliwell. »Three Comrades«. Halliwell´s Film guide. St. Albans, London: Granada Publishing, 1983

[5] [R-A 9.3.021] Otto Friedrich. »Markt der schönen Lügen. Wie Hollywood den Zweiten Weltkrieg erlebte (I)«. Der Spiegel (Hamburg), 28.03.1989

[6] [R-A 9.3.025] Klaus Grimberg. »Die Romane Erich Maria Remarques«. Neue Osnabrücker Zeitung, 29.08.1998

[7] [R-A 8.8.4.002] Thomas F. Schneider. »Von Pat zu Drei Kameraden. Zur Entstehung des ersten Romans der Exil-Zeit Remarques.« Erich Maria Remarque-Jahrbuch/Yearbook (Osnabrück), 1992, 2, Seite 67-78.

[8] [R-A 9.3.3.010] Andrew Kelly. »Hollywood und Nachkriegsdeutschland. Der Weg zurück und Drei Kameraden«. Thomas F. Schneider (Hg.). Das Auge ist ein starker Verführer. Erich Maria Remarque und der Film. Osnabrück: Universitätsverlag Rasch, 1998, Seite 191-200.

[9] [R-A 9.3.3.015] Marc Hieger. »Erich Maria Remarques Roman Drei Kameraden und seine filmische Adaption Three Comrades 1938«. Thomas F. Schneider (Hg.). Adaption und Analyse. Remarque in diversen Kontexten. Göttingen: V&R Unipress, 2022 (Erich Maria Remarque-Jahrbuch/Yearbook XXXII), Seite 7-31.

 

Weiterführende Literatur

Studien und wissenschaftliche Arbeiten

·         Harley U. Taylor. Erich Maria Remarque. A literary and film biography. New York, Bern, Frankfurt/Main, Paris: Peter Lang, 1989 (American University Studies I, 65), 111–114.

·         Andrew Kelly. Cinema and the Great War. London, New York: Routledge, 1997 (Cinema and Society), 128–147.

·         Andrew Kelly. Filming All Quiet on the Western Front. »Brutal Cutting, Stupid Censors, Bigoted Politicos«. London, New York: I.B. Tauris, 1998, 133–157.

·         Andrew Kelly. »Hollywood und Nachkriegsdeutschland. Der Weg zurück und Drei Kameraden«. Thomas F. Schneider (ed.). Das Auge ist ein starker Verführer. Erich Maria Remarque und der Film. Osnabrück: Universitätsverlag Rasch, 1998 (Schriften des Erich Maria Remarque-Archivs 13), 191–200.

·         Karolina Kęsicka. Adaption als Translation. Zum Bedeutungstransfer zwischen der Literatur- und Filmsprache am Beispiel der Remarque-Verfilmungen. Dresden, Wroclaw: Neisse, 2009 (Dissertationes Inaugurales Selectae 54), 304 pp.

·         Marc Hieger. »Erich Maria Remarques Roman Drei Kameraden und seine filmische Adaption Three Comrades 1938«. Thomas F. Schneider (ed.). Adaption und Analyse. Remarque in diversen Kontexten. Göttingen: V&R Unipress, 2022 (Erich Maria Remarque-Jahrbuch/Yearbook XXXII), 7–31

 

Rezensionen

·         B.D.L. »Three Comrades«. Monthly Film Bulletin (London), 1938 [R-A 9.3.001].

·         Douglas W. Churchill. »History is remade in Hollywood«. New York Times, 20.03.1938 [R-A 9.3.002].

·         Flin. »Three Comrades«. Variety Film Reviews (New York), 6, 25.05.1938 [R-A 9.3.002/001].

·         Otto Friedrich. »Markt der schönen Lügen. Wie Hollywood den Zweiten Weltkrieg erlebte«. Der Spiegel (Hamburg), 13, 28.03.1988, S.134-147 [R-A 9.3.021].

·         Richard Levinson, William Link. »Fitzgerald unrevised«. American Film, 3, 07/08.1978, S.78-79 [R-A 9.3.017/1983].

·         Frank S. Nugent. »Three Comrades«. NewYork Times Film Reviews, 03.06.1938 [R-A 9.3.005].

·         »Three Comrades«. Time, 06.06.1938, S.41-42 [R-A 9.3.007].

·         »Three Man and a Girl«. Newsweek (London), 06.06.1938, 22–23 [R-A 9.3.006].

·         Otis Ferguson. »Men and Women«. New Republic, 22.06.1938, 188 [R-A 9.3.010].