Beschreibung: \\Raidsys\webpage\Schriften\roadback.jpgThe Road Back

(Der Weg zurück)

 

 

Produktionsdaten

The Road Back
nach Erich Maria Remarques Roman Der Weg zurück (1930/31)

USA 1937; Universal Pictures
Originallänge: 103 Min., schwarz/weiß
Regie: James Whale; Produktion: James Whale, Edmund Grainger; Buch: R.C. Sherriff, Charles Kenyon; Kamera: John J. Mescall, George H. Robinson; Schnitt: Ted Kent; Musik: Dimitri Tiomkin
Darsteller: John King (Ernst), Richard Cromwell (Ludwig), George Summerville (Tjaden), Andy Devine (Willy), Barbara Read (Lucy), Louise Fazenda (Angelina), Lionel Atwill (Staatsanwalt), Henry Hunter (Bethke), Larry Blake (Weil), Gene Garrick (Giesicke), Jean Rouverol (Elsa), Greta Gynte (Maria), Spring Byington (Ernsts Mutter), Frank Reicher (Ernsts Vater), Arthur Hohl (Heinrich), William B. Davidson (Bartscher), Al Shean (Herr Markheim), Edwin Maxwell (Bürgermeister), Clara Blandick (Willys Mutter), Samuel S. Hinds (Verteidiger), Robert Warwick (Richter)

Erstaufführung: 17. Juni 1937

Autorin dieser Erläuterungen: Mia-Sophie Völler

Inhalt

In den ersten zwölf Minuten des Films wird das Geschehen des Krieges dargestellt. Es fallen Bomben und es sind ständig Schüsse zu hören. Die Soldaten sehnen sich nach dem Ende des Krieges, doch dieser Krieg dauert bereits so lange, dass niemand weiß, wie er beendet werden kann. Die Soldaten träumen davon, nach Hause zu kommen, Familien zu gründen und ein normales Leben zu führen. Der Waffenstillstand ist zu dieser Zeit bereits besprochen, jedoch kommt dies nicht an allen Frontabschnitten an. Die restlichen deutschen Soldaten jagen die französischen Soldaten aus den Gräben. Als die Nachricht des Waffenstillstands schließlich auch bei den letzten Soldaten ankommt, machen sie sich auf den Heimweg in eine Heimat, die ihnen nach all der Zeit an der Front fremd geworden ist. Es ist ein ungewohntes Gefühl für sie, da sie nicht fassen können, dass sie jetzt vier Jahre an der Front waren und jetzt alles auf einmal vorbei sein soll. Als sie in der Heimat ankommen, werden sie nicht so aufgenommen, wie sie es sich erhofft haben. Die Menschen auf den Straßen begegnen ihnen mit Verachtung und nicht mit einem freundlichen Lächeln. Sie sind orientierungslos und finden keinen Zugang zur »neuen Welt«. Auch wenn sie von ihrer Familie herzlich aufgenommen werden, können sie über die Geschehnisse an der Front nicht sprechen.

 

Kontext/Analyse

 

Der Film The Road Back präsentiert eine eindrucksvolle Darstellung der psychologischen und sozialen Herausforderungen, denen Kriegsveteranen nach ihrer Rückkehr ins zivile Leben gegenüberstehen. Die Desillusionierung und der innere Konflikt der Soldaten, die trotz des Endes des Krieges keinen Frieden finden können, werden darin auf eindrucksvolle Weise beleuchtet. The Road Back, inszeniert von James Whale und basierend auf dem gleichnamigen Roman von Erich Maria Remarque, stellt die Fortsetzung des Films All Quiet on the Western Front (1930) dar. Beide Werke thematisieren die Erlebnisse deutscher Soldaten während und nach dem Ersten Weltkrieg. Während All Quiet on the Western Front die Schrecken und die Sinnlosigkeit des Krieges an der Front schildert, fokussiert sich The Road Back auf die Herausforderungen der Heimkehr und der Reintegration in eine veränderte Gesellschaft.

Die Produktion und Veröffentlichung des Films stießen auf zahlreiche Kontroversen und Schwierigkeiten. Universal Pictures, das Studio hinter dem Film, zeigte sich hinsichtlich des deutschen Marktes besorgt und entschärfte entgegen dem Willen des Regisseurs die kritischen Elemente des Films gegenüber dem wieder aufkeimenden Militarismus und dem Nationalsozialismus. Frank S. Nugent schrieb in der New York Times, Universal habe das Thema des Films ausgedünnt, unter Wert verkauft und ihm die Spitzen genommen. Unter starkem politischem und wirtschaftlichem Druck wurde der Film verstümmelt: Liebesszenen wurden integriert, antimilitärische Tendenzen abgeschwächt und die Warnung vor der deutschen Aufrüstung vollständig ersetzt. Diese Modifikationen führten zu einer Verfälschung der ursprünglichen Intentionen des Regisseurs James Whale. Trotz dieser Zugeständnisse wurde der Film in Deutschland nach Massenprotesten von Goebbels verboten, kehrte stark zensiert zurück und verschwand schließlich mit Hitlers Machtantritt. Bereits während der Produktion gab es Bestrebungen aus Berlin, den Film zu verbieten.

Die Dreharbeiten waren von erheblichen Schwierigkeiten begleitet. Endloser Regen, ein ständig betrunkener Kameramann, eine Fehlbesetzung des Hauptdarstellers und ein tödlicher Unfall am Set trugen zu den Schwierigkeiten bei. Diese Faktoren führten zu einer Verzögerung von 19 Tagen und verursachten Kosten von 200.000 US-Dollar über dem Budget. Die Premiere des Films fand im Jahr 1937 in New York statt, gefolgt von einer weiteren Aufführung in Los Angeles. In den ersten zwölf Minuten des Films werden laut dem Magazin Life die grausamsten Kriegsszenen präsentiert, die jemals in Hollywood gedreht wurden. Diese Darstellung trägt zur intensiven Atmosphäre des Films bei und unterstreicht die Schrecken des Krieges. The Road Back thematisiert nicht nur die Nachwirkungen des Krieges, sondern kann auch als Beispiel für die gesellschaftliche und politische Relevanz des Kinos betrachtet werden. Die Kontroversen um die Massendemonstrationen, das Filmverbot und der tragische Unfall am Set verdeutlichen die vielfältigen Herausforderungen und Gefahren, denen Filmschaffende in dieser Zeit ausgesetzt waren.

The Road Back stellt einen wichtigen Beitrag zur Filmgeschichte und zur Auseinandersetzung mit den Nachwirkungen des Ersten Weltkriegs dar. Der Film thematisiert die psychologischen und sozialen Herausforderungen der Rückkehr in ein ziviles Leben und fokussiert auf die Desillusionierung und den inneren Konflikt der Kriegsveteranen. Trotz der Kontroversen und Zensur bleibt der Film ein eindrucksvolles Zeugnis der Schwierigkeiten, mit denen Soldaten nach ihrer Heimkehr konfrontiert sind.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Produktion von erheblichen Schwierigkeiten und Kontroversen geprägt war, die sowohl die Entstehung als auch die Veröffentlichung des Films beeinflussten. Die Versuche, den Film dem deutschen Markt anzupassen und die darauffolgenden Zensurmaßnahmen verdeutlichen die Spannungen und politischen Herausforderungen der Zeit. Diese Eingriffe führten zu einer Verfälschung der ursprünglichen Intentionen des Regisseurs, was die Authentizität und die Schärfe des Films minderte.

Dennoch bietet The Road Back wertvolle Einblicke in die Nachkriegszeit und die inneren Konflikte der Kriegsveteranen. Die intensive Darstellung der ersten zwölf Minuten des Films, trägt zur starken Atmosphäre und dem eindringlichen Charakter des Films bei. Trotz der Verzögerungen, zusätzlichen Kosten und tragischen Ereignisse am Set stellt der Film einen bedeutenden Beitrag zur Antikriegsliteratur und zur Filmgeschichte dar. Er erinnert uns an die dauerhaften psychologischen und gesellschaftlichen Wunden des Krieges und die wichtige Rolle des Kinos bei der Reflexion und Darstellung dieser Themen.

Weiterführende Literatur

Studien und wissenschaftliche Arbeiten

Harley U. Taylor. Erich Maria Remarque. A literary and film biography. New York, Bern, Frankfurt/Main, Paris: Peter Lang, 1989 (American University Studies I, 65), 87–92.

Andrew Kelly. Cinema and the Great War. London, New York: Routledge, 1997 (Cinema and Society), 128–147.

Andrew Kelly. Filming All Quiet on the Western Front. »Brutal Cutting, Stupid Censors, Bigoted Politicos«. London, New York: I.B. Tauris, 1998, 133–157.

Andrew Kelly. »Hollywood und Nachkriegsdeutschland. Der Weg zurück und Drei Kameraden«. Thomas F. Schneider (ed.). Das Auge ist ein starker Verführer. Erich Maria Remarque und der Film. Osnabrück: Universitätsverlag Rasch, 1998 (Schriften des Erich Maria Remarque-Archivs 13), 191–200.

Paul Lesch. »›Rien dans ce film n’est de nature à choquer les sentiments de quiconque est adversaire de la guerre, de ses horreurs, de sa barbarie et de son retour‹. La réception au Luxembourg des adaptations cinématographiques de Im Westen nichts Neues et de Der Weg zurück au cours des années 30«. Erich Maria Remarque Jahrbuch/Yearbook 14 (2004), 10–33.

 

Rezensionen

Althen, Michael. „Hitlers Leinwandschergen. Das Dritte Reich und Hollywood: die Geschichte einer widersprüchlichen Beziehung“. Focus (München), 16, 1994, S.120-125 [R-A 9.2.019].

Gassner, Joe. „Der neue Remarque-Film“. Die Weltbühne (Berlin), 30, 1937, S.950-951 [R-A 9.2.002].

Nugent, Frank S. „The Road Back“. New York Times Film Reviews (New York), 18.06.1937, S. 25 [R-A 9.2.008].

“Screen: Long Arm of Hitler Extends to Hollywood Studio”, Newsweek (New York), 9, 26.05.1937, S.22-23 [R-A 9.2.010].

“Men and Guns: The Road Back, Combined History and Preachment Against Next War”. Literary Digest, 123, 03.07.1937, S. 22-23 [R-A 9.2.014].

“Shockingly Close To Us Today…”. Life, 3, 19.07.1937, S. 93 [R-A 9.2.016].

Ries, Nicolas. "Et – « Après »?". Les  Cahiers Luxembourgeois (Luxembourg), 4, 1938, S. 518-519 [R-A 9.2.016/005].

"Der Fall «Après»“. Die Neue Zeit (Luxembourg), 20, 01.05.1938, S.1ff. [R-A 9.2.016/006].

„Movie Of The Week: The Road Back”. Life (Chicago, IL), 26, 28.06.1937, S.30-31 [R-A 9.2.011].