Iz
pepla
nach Erich Maria Remarques Theaterstück Die letzte Station
(1956)
UdSSR
1958; Central Soviet TV
Originallänge: Min., schwarz/weiß
Regie: Helmut Dziuba; Produktion:
Central Soviet TV; Buch: Helmut Dziuba, Volodja Kitaijskij, Kamera:
Savva Kulish; Musik: Mikael Taverdiev
Darsteller: Dzhemma Firsova
(Anna)
Erstaufführung:
1958
Während seines Regie-Studiums an der
renommierten staatlichen Filmhochschule WGIK (Gerassimow-Institut für Kinematographie)
in Moskau verfilmte der damals 25-jährige gebürtige Sachse Helmut Dziuba Erich Maria Remarques Theaterstück Die letzte
Station. Iz pepla (Из пепла
– Aus der Asche) hieß sein erster Film, der im sowjetischen Staatsfernsehen
(Central Soviet TV) 1958 und somit zwei Jahre nach
der Uraufführung des Theaterstücks in Berlin ausgestrahlt wurde. Während dieses
Stück in Deutschland nicht langjährig gespielt wurde, war der Erfolg in
Osteuropa anhaltend. So blieb Die letzte Station von 1957 bis 1969 auf dem
Spielplan des Moskauer Armeetheaters. Gemeinsam mit dem Drehbuchautor Volodja Kitajskij schrieb der
Regisseur Helmut Dziuba den Text, auf dessen
Grundlage der Film entstand. Mit dem Kameramann Savva
Kulish und der berühmten Hauptdarstellerin Dzhemma Firsova, als
Protagonistin Anna Walter, verwirk-lichte Dziuba sein
Projekt.
Helmut Dziuba (Drehbuch und Regie)
Helmut Dziuba
wurde am 02. Februar 1933 in Dresden geboren. Er starb am 19. April 2012 in
Berlin. Nach dem Schulabschluss erlernte er den Beruf des Starkstrom-Monteurs.
Seit seiner Jugend arbeitete er beim Mitteldeutschen Rundfunk in Dresden als
Redakteur und Kabarettist. Im Anschluss daran studierte er 1953 an der Film-hochschule WGIK (Gerassimow-Institut für Kinematogra-phie) in Moskau, nachdem er sein Abitur
nachgeholt hatte. Darüber hinaus arbeitete Dziuba
während seines Studi-ums beim Moskauer Rundfunk als Journalist und Regisseur
von Hörspielen. Im Jahre 1958 drehte er den Film Iz Pepla [Aus der Asche], welcher
gleichzeitig sein erster Film war, im Auftrag des sowjetischen
Staatsfernsehens. Für den Sender adaptierte er in Iz Pepla das Theaterstück Die letzte Station von Erich Maria
Remarque. 1962 beendete Dziuba erfolgreich sein
Studium und kehrte in die DDR zurück. Von da an arbeitete er bis 1968 als
Regieassistent der DEFA.4 Die Abkürzung DEFA steht für die Deutsche
Film AG, welche als ein zentrales Unternehmen zur Produktion und zum Verleih
von Filmen aller Gattungen in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands bzw.
der DDR gilt. Ab 1968 dann, war Dziuba als Regisseur
bei diversen eigenen Projekten tätig. Insbesondere machte er sich einen Namen
im Bereich der Verfilmung von Klassikern der DDR-Kinderliteratur. Manche Filme
widmeten sich der deutschen Geschichte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts,
andere befassten sich auch kritisch mit dem Zustand der DDR. Der Film Erscheinen Pflicht aus dem Jahre 1983
entging nur knapp einem Verbot durch die DDR-Zensur.
Dzhemma Firsova
(Hauptdarstellerin)
Dzhemma
Firsova wurde am 27. Dezember 1935 in Samarkand
(UdSSR) geboren. Sie studierte am Gerassimow-Institut für Kinematographie im
Bereich der Regie. Im Jahre 1966 absolvierte sie ihren Hochschulabschluss.
Bekannt wurde sie als russische Schauspielerin und Regisseurin. Bereits im
Jahre 1958 spielte sie in Iz pepla
die Hauptrolle. Firsova erhielt sowohl den
Lenin-Preis, als auch den Staatspreis der UdSSR. Sie verstarb im Jahre 2012.
Mikael Tariverdiev (Komponist)
Der Komponist Mikael Tariverdiev
wurde am 15. August 1931 im georgischen Tbilisi (UdSSR),
geboren.11 Er war ein Sohn amerikanischer Eltern und ist in Russland bis zur
heutigen Zeit bekannt. Tariverdiev studierte an der
renommierten Gnesins Musikschule in Moskau unter dem
sowjetischen Komponisten Aram Khachaturian. Seinen Abschluss absolvierte er an
dieser Schule im Jahre 1957. Im Anschluss komponierte Tariverdiev
zahlreiche Stücke, die von der berühmten Sängerin Zara
Dolukhanova aufgeführt wurden. Wenig später begann er
auch Filmmusik zu schreiben und wurde erstmals im Jahre 1964 in der ehemaligen
Sowjetunion mit Goodbye, Boys! sehr
bekannt. Insgesamt wirkte er an 132 Filmen mit. Dazugehörig sind beispielsweise
Klassiker, wie der Soundtrack für die TV-Serie Seventeen Moments of Spring im Jahre 1973, oder
der Soundtrack zum Kinofilm The Irony of Fate.
Dennoch beschränkte sich Tariverdievs Arbeit nicht
auf die Komposition für Filme. Er komponierte neben zahlreichen Vokalen, vier
Balletten, vier Opern und Konzerten für Violine und Orchester, auch die
Orgelsymphonie Tschernobyl. Insgesamt
gewann er 18 internationale Preise. Dazugehörig waren u.a. eine Auszeichnung
von der American Music Academy im Jahre 1975, eine Auszeichnung von Japans
Victor Company im Jahre 1978 und drei Nika Film
Awards in den Jahren 1991, 1994 und 1997. Mikael Tariverdiev
verstarb am 25. Juli 1996 in Russland.
Savva Kulish
(Kamera)
Savva
Jakowlewitsch Kulish wurde
am 17. Oktober 1936 in Odessa, der ukrainischen SSR, geboren. Neben seiner
Tätigkeit als Kameramann, war er auch als Regisseur, Schriftsteller,
Schauspieler und Produzent bekannt. Darüber hinaus machte er sich als
Drehbuchautor einen Namen und nahm in den vergangenen Jahren eine zentrale
Rolle bezüglich der Filmstrukturen in Russland ein. Als er im Jahre 1968 sein
Regiedebüt mit Mertvyy Sezon
feierte, leitete Kulish bis zu diesem Zeitpunkt acht
Filme in seiner über 30-jährigen Filmkarriere und diente als Präsident der
Moskauer Gilde von Regisseuren. Zudem war er bekannt für seine starken
diplomatischen Fähigkeiten und präzisen Problemlösungsmethoden. Kulish verfügte über verschiedenste Facetten der
Unterhaltungsindustrie. Er war von der Bühne bis hin zum Fernsehen und Film
vertreten. 1958 wirkte er als Kameramann in Iz pepla mit. Darüber hinaus begann er im
Jahre 1986, als Professor am Staatlichen Filminstitut zu arbeiten, und
unterrichtete künftige Generationen von russischen Produzenten in der Kunst des
Drehbuchs und Regie. Savva Kulish
verstarb am 09. Juni 2001 in Jaroslawl an einem Schlaganfall.
Gerassimow-Institut
für Kinematographie (WGIK)
Das Gerassimow-Institut für
Kinematographie, abgekürzt WGIK, gilt als die älteste Filmhoch-schule der Welt.
Sie wurde zu Lenins Zeiten im Jahre 1919 von Wladimir Gardin
gegründet und 1986 nach dem russischen Regisseur und Schauspieler Sergei
Gerassimow benannt, welcher 1985 im Alter von 79 Jahren verstarb. Wladimir Gardin lebte von 1877 bis 1965 und war ebenfalls
Schauspieler und Pionier der russischen Filmindustrie. Ihren Standort hat die
renommierte staatliche Filmhochschule in Moskau. Dort verfügt sie über
insgesamt sieben Abteilungen für Filmregie, Schauspiel, Kinematographie,
Animation und Multimedia, für Szenario-Schreiben und Kino-Studien, für
Produktions-Design sowie für Film-Produktion. Darüber hinaus bietet die
Filmschule entgeltliche Schnupperkurse an, in denen die Studierenden Russisch
lernen und sich einen ersten Eindruck über das Institut verschaffen können.
Die Versuche, den Film Iz pepla zu beschaffen, wurden nach
monatelanger Recherche sowie nach Ausschöpfung aller möglichen Wege und
Kontakte eingestellt. Während der Suche wurden zahlreiche E-Mails an
verschiedene Adressaten versandt. Ein Großteil dieser Nachrichten blieb bis
heute (April 2017) unbeantwortet oder brachte nicht die gewünschten Resultate
aufgrund von viel zu ungenauen Rückmeldungen.
Im Zuge der Recherche konnte ein Interview
mit der Dzhemma Firsova,
veröffentlicht 2005 von der zeitgenössischen Partei-Zeitschrift Trud, ausfindig gemacht werden. Neben dem Film Iz pepla verschwand auch eine
Vielzahl weiterer sowjetischer Filme. Auf die Frage des Journalisten W. Wachramow, welche Haltung Dzhemma
Firsova gegenüber dem Export russischer Archive und
Chronik in den Westen vertritt, antwortete sie folgendes:
Zweideutig.
Weil die Sorglosigkeit, womit wir unsere Raritäten behandeln, unvergleichlich
ist. Leider können wir heute hundert Prozent sicher sein, dass nur das
aufbewahrt wird, was in den Westen exportiert wird. Es ist schmerzhaft, traurig,
beängstigend, aber es ist eine Tatsache. Auf dem Zentralen Filmstudio des
Dokumentarfilms gab es ein einzigartiges Archiv der Kinochronik, nicht nur
national, sondern auch international. Können Sie sich vorstellen, was für ein
Schatz das ist! Als das Zentrale Filmstudio des Dokumentarfilms zugrunde ging,
kamen wir mit Wladik dahin und sahen auf dem Boden
die schreckliche Zerstörung, der Boden war mit Blechdosen voller Filmband
übersät. Das ist alles. Wir haben diese Filmothek verloren.
In einer 2005 veröffentlichten
Bibliographie von Savva Kulisch
ist ein kleiner Absatz enthalten, worin Vera Tariwerdiewa,
die Frau des verstorbenen, in der Sowjetunion bekannten Filmmusik-Komponisten
Mikael Tariverdiev, sich ganz nebenbei an die Zusammenarbeit
ihres Mannes mit Savva Kulish
und Vladimir Kitajskij während ihrer Studienzeit
erinnert.
Im
Jahr 1958 haben sie zusammen ein seiner ersten Film gedreht – »Aus der Asche«.
Der Regisseur war Vladimir Kitajskij. Viel später
wird Savva über ihn erzählen als über einen der
talentiertesten und vielversprechendsten jungen Filmemacher seiner Generation.
Vladimir Kitajskij ist früh verstorben, sein Film
aber, in dem Savva Kulish
als Kameramann und einer der Autoren fungierte und Mikael Tariverdiev
als Komponist, wurde zerstört. Höchstwahrscheinlich nicht, weil dieser etwas
enthalten hat, was damaliger Zeit unpassend war. Der Film ist einfach nur für
das Fernsehen gedreht worden und er wurde nicht aufbewahrt. Damals war es doch
schwierig anzunehmen, dass man über die Schöpfer Memoiren schreiben werden
würde...
Es muss also davon ausgegangen werden, dass
die Remarque-Verfilmung Iz pepla
endgültig verloren ist.
Chris-Lea Hartmann, Katharina Klemp,
Antonina Roitburd, Tristan Stibani,
Lisa
Vogel, Sabrina Weihrauch