Die Nacht von Lissabon
nach Erich Maria Remarques Roman Die Nacht von Lissabon (1961/62)
Bundesrepublik
Deutschland 1970/71; Zweites Deutsches Fernsehen
Originallänge: 110 Min., schwarz/weiß
Regie: Zbynek Brynych;
Produktion: Dieter Nobbe; Buch: Zbynek Brynych; Kamera:
Rolf Kästel; Schnitt: Sophie Mikorey; Musik: Peter Thomas
Darsteller: Martin Benrath (Josef Schwarz), Erika Pluhar (Helen), Horst
Frank (Georg Jürgens), Vadim Glowna (Der Emigrant),
Hans Schweikart (Dr. Dubois), Charles Regnier (Lachmann), Herbert Tiede
(Dr. Martens), Peter Lühr (der Schmächtige), Elfriede Nossing
(Concierge), Tilo von Berlepsch (Krause)
Erstaufführung:
9. April 1971
Im Jahre 1942 stirbt eine Frau in
Lissabon in einem Exilanten-Hotel an Krebs. Eigentlich wollte ihr Mann mit ihr
von dort nach Amerika flüchten. Doch nach dem Tod seiner Frau erscheinen ihm
die Tickets in die Freiheit wertlos. Also geht er zum Hafen von Lissabon, von
wo aus das Schiff gehen sollte, um die Fahrkarten an einen
anderen Exilanten zu verschenken. Als Gegenleistung erwartet er nur,
dass ihm der Fremde eine Nacht lang zuhört. Und während die beiden durch das
nächtliche Lissabon laufen, erzählt der Mann dem Fremden seine
Lebensgeschichte.
Diese handelt vom Exil und von der einzigen Überlebensmöglichkeit: einer
falschen Identität. Schon 1933 war der Mann (gespielt von Martin Benrath) aus
Deutschland geflüchtet und 1939 unter falschem Namen als Josef Schwarz
zurückgekehrt, um seine geliebte Frau Helen (gespielt von Erika Pluhar)
nachzuholen. Der Pass, den er von einem Wiener geerbt hat, ermöglicht ihnen die
Flucht, zuerst in die Schweiz und dann nach Frankreich. Während der gesamten
Flucht verschweigt Helen ihm ihre tödliche Krankheit, um die letzten
gemeinsamen Stunden so glücklich wie möglich zu gestalten.
Ihre gemeinsame Flucht wird immer wieder durch das Eingreifen von Helens Bruder, einem SS-Hauptmann (gespielt von Horst
Frank), unterbrochen. Dieser will seine Schwester zurück nach Hause holen und
versucht Josef zu drohen, bis dieser ihn schließlich umbringt. Helen und Josef
verbringen einige Zeit in französischen Lagern und schaffen es dann doch bis
nach Lissabon zu fliehen, wo sie das Schiff nach Amerika nehmen wollen. Doch
Helen verstirbt vor der Rettung und lässt Josef perspektivlos und einsam
zurück.
Er verschenkt also die beiden Tickets und seinen Pass mit gültigem Visum an den
Fremden, der dann mittels neuer Identität mit seiner Frau in die USA ausreisen
kann.
1969 kaufte Helmut Ringelmann die
Filmrechte an Erich Maria Remarques Bestseller Die Nacht von Lissabon. Das Honorar war im
Vergleich zu den vorherigen Millionen-Produktionen Remarques sehr gering, da es
sich um eine Fernsehverfilmung handelt. Doch der siebzigjährige und dazu
vermögende Remarque war weniger an der Höhe des Honorars, als an einer
gelungenen Umsetzung seines Romans interessiert. Und so verfilmte das ZDF den
Bestseller nach dem Drehbuch von Zbynek Brynych, der auch Regie führte. Die Hauptrollen spielten
Erika Pluhar, Martin Benrath und Horst Frank.
Leider konnte Remarque die Stars des Fernsehfilms und auch die Umsetzung seines
Romans nicht mehr selbst sehen, da er am ersten Drehtag verstarb. Das Resultat der
Dreharbeiten wurde am 9. April 1971, am Karfreitag, dem Publikum vorgestellt.
Doch obwohl der Roman einen filmgerechten Stoff bietet, wurde schnell Kritik
laut. Das doppelte Leid, also das Leiden unter dem Regime (das im Übrigen nicht
benannt wird) und zugleich unter der Krankheit, wurde als zu viel empfunden.
Auch die Schauspieler wurden mit ihrem Hang zum „schmalzigen“ Spiel kritisiert.
Das Schicksalhafte würde zu überspitzt herausgearbeitet und stets noch durch
die trauervollen Lieder, genannt Fados (Schicksal),
von Amalia Rodriguez unterstützt. Allein die vollendete Kameraführung, sowie
das Gespür für Landschaften und Bilder wurde gelobt.
Maren
Koch
·
Karolina Kęsicka.
Adaption als Translation. Zum Bedeutungstransfer zwischen der Literatur- und
Filmsprache am Beispiel der Remarque-Verfilmungen. Dresden, Wroclaw: Neisse, 2009 (Dissertationes
Inaugurales Selectae 54),
304 pp.
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