Solidarität
mit der Ukraine
Aus aktuellem Anlass finden Sie hier Zitate von Erich Maria Remarque
über Krieg, Nationalismus, Menschenrechte und Pazifismus. Das Angebot wird
laufend ergänzt.
Die Universität Osnabrück bietet umfangreiche Informations- und Austauschangebote sowie Links, um
praktische Hilfe zu leisten.
Solidarity with Ukraine
Here you will find quotes by Erich Maria Remarque about war, nationalism,
human rights and pacifism. This offer is constantly supplemented.
Osnabrück University is very concerned to show solidarity towards
Ukraine. This page points you to its offers on this topic as well as links to ways of
providing practical help.
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»Unsere Gesichter sind verkrustet, unser Denken ist verwüstet,
wir sind todmüde; – wenn der Angriff kommt, müssen manche mit den Fäusten
geschlagen werden, damit sie erwachen und mitgehen; – die Augen sind
entzündet, die Hände zerrissen, die Knie bluten, die Ellbogen sind
zerschlagen.«
Aus Im Westen nichts
Neues (1928/29)
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»Es [gibt] nur einen wirklichen Schrecken in der Welt:
völlig hilflos brutalem Terror ausgeliefert zu sein.« Aus Arc
de Triomphe(1945)
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»Für den Heroismus von wenigen ist das Elened von Millionen
zu teuer.«
Aus Der Weg zurück (1930/31)
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»Die Front ist ein Käfig, in dem man nervös warten muß auf
das, was geschehen wird. Wir liegen unter dem Gitter der Granatenbogen und
leben in der Spannung des Ungewissen. Über uns schwebt der Zufall.«
Aus Im Westen nichts
Neues (1928/29)
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»Solange wir hier im Felde sein
müssen, sinken die Fronttage, wenn sie vorbei sind, wie Steine in uns
hinunter, weil sie zu schwer sind, um sofort darüber nachdenken zu können.
Täten wir es, sie würden uns hinterher erschlagen; denn so viel habe ich
schon gemerkt: Das Grauen läßt sich ertragen, solange man sich einfach duckt;
– aber es tötet, wenn man darüber nachdenkt.« Aus Im Westen nichts
Neues (1928/29)
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»... die Stadt gibt es nicht
mehr. Sie ist verschwunden, dem Erdboden gleichgemacht; nicht
wiederaufgebaut, weil die Erde noch immer vermint ist, vollgestopft mit explosivem
Material, zu gefährlich, wieder bebaut zu werden.« Aus Karl Broeger in
Fleury (1930)
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»Die Menschen hatten eben alle keine
Ahnung von dem, was kam. Am vernünftigsten waren eigentlich die armen und
einfachen Leute; sie hielten den Krieg gleich für ein Unglück, während die
bessergestellten vor Freude nicht aus noch ein wußten, obschon gerade sie
sich über die Folgen viel eher hätten klar werden können.« Aus Im Westen nichts
Neues (1928/29)
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»Einen halben Meter neben dir
geht für einen andern die Welt unter in Gebrüll und Qual, – und du spürst
nichts. Das ist das Elend der Welt! ... Aus Liebe
Deinen Nächsten (1939/41)
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»Wir waren achtzehn Jahre und
begannen die Welt und das Dasein zu lieben; wir mußten darauf schießen. Die
erste Granate, die einschlug, traf in unser Herz. Wir sind abgeschlossen vom
Tätigen, vom Streben, vom Fortschritt. Wir glauben nicht mehr daran; wir
glauben an den Krieg.« Aus Im Westen nichts
Neues (1928/29)
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»Vergehen Wochen –
Monate – Jahre? Es sind nur Tage. – Wir sehen die Zeit neben uns schwinden in
den farblosen Gesichtern der Sterbenden…« Aus Im Westen nichts
Neues (1928/29)
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»Es ist übrigens komisch, daß das Unglück der Welt so oft von kleinen
Leuten herrührt…« Aus Im Westen nichts
Neues (1928/29)
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»Ich verstehe nichts von Politik,
ich kann nur eines sagen: dass nämlich diese Atmosphäre politischen Hasses,
die gegenwärtig in Deutschland herrscht, mir zutiefst zuwider ist. Der lebendige
Patriotismus, den wir zur Zeit brauchten, wäre nicht in den großen
kriegerischen Schlagworten enthalten, sondern in einer stillen Liebe zu
unserem Land.« Aus dem Interview mit Wilhelm Scherp, November 1929
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»Granaten, Gasschwaden und Tankflottillen – Zerstampfen, Zerfressen,
Tod. Ruhr, Grippe, Typhus – Würgen, Verbrennen, Tod. Graben, Lazarett, Massengrab – mehr Möglichkeiten gibt es nicht.« Aus Im Westen nichts
Neues (1928/29)
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»Trommelfeuer, Sperrfeuer,
Gardinenfeuer, Minen, Gas, Tanks, Maschinengewehre, Handgranaten – Worte,
Worte, aber sie umfassen das Grauen der Welt.« Aus Im Westen nichts
Neues (1928/29)
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»Es gibt jetzt Frieden! Eine große
Freude herrscht darüber gerade nicht. Man hatte sich wohl schon an den Krieg
gewöhnt. Er war eine Todesursache wie alle anderen Krankheiten auch. Etwas
schlimmer als Lungentuberkolose.– –. Ich habe auch keine rechte Freude –
Warum, weiß ich nicht. Ich hatte mich schon mit dem Gedanken vertraut
gemacht, wieder ins Feld zu kommen. Nun ärgere ich mich, daß es nichts gibt.
Nun, wer weiß, vielleicht geht es doch noch. Dann freue ich mich auch wieder
auf die Friedenszeit. Und habe auch Sorge vor ihr: Alles so anders, Fritz
tot, zu keinem Menschen ein rechtes Verhältnis –, alles schief, verschoben,
zerbrochen – so fängt man jetzt ein Leben wieder an, daß man einst so heiter
und glückesvoll verlassen hat. Einsam und zerrissen. Alles grau und trübe.« Aus dem Tagebuch, Eintrag Duisburg, 13. Oktober 1918
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»Die Geschichte der Walrossherde. Hunderte am Strand;
zwischen ihnen der Jäger, der eines nach dem andern mit der Keule erschlug.
Zusammen konnten sie ihn leicht erdrücken – aber sie lagen da, sahen ihn
kommen, morden, und rührten sich nicht; er erschlug ja nur gerade den
Nachbarn – einen Nachbarn nach dem andern. Die Geschichte der europäischen
Walrosse. Das Abendrot der Zivilisation. Müde, gestaltlose Götterdämmerung.
Die leeren Banner der Menschenrechte. Der Ausverkauf eines Kontinents.« Aus Arc
de Triomphe(1945)
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»All diese Jahre hat die
Menschheit nach einer neuen Richtung gesucht, nach einem neuen Glauben, einer
neuen Religion, die nicht konfessionell, sondern humanitär sein wird... Jedes
große menschliche Ereignis seit dem Krieg war eine Manifestation dieser Suche
der Menschheit nach einem neuen Glauben... Aus dem Interview mit Cecil F. Melville, 18. Oktober 1930
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»Heiterkeit, die gelassene
Tochter der Toleranz, – sie ist unserer Zeit verlorengegangen. Es gehört zu
vieles dazu, – Wissen, Überlegenheit, Bescheidenheit und die ruhige
Resignation vor dem Unmöglichen. Das alles ist geflohen vor dem wilden
Kasernenidealismus, der heute unduldsam die Welt verbessern will.
Weltverbesserer waren immer Weltverschlechterer, – und Diktatoren sind nie
heiter.« Aus Liebe
Deinen Nächsten (1939/41)
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»Die letzten zehn Jahre hat man uns die Ohren so mit
Propaganda vollgetrommelt, daß es schwer war, etwas anderes zu hören.
Besonders das nicht, was keine lärmende Stimme hat. Den Zweifel und das
Gewissen.«
Aus Zeit
zu leben und Zeit zu sterben (1954)
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»Ich kann nicht leben ohne Toleranz, die Selbständigkeit
des Individuums und unsere Art von Freiheit, die für mich so
selbstverständlich ist wie das Geborensein.«
Aus dem Interview mit Heinz Liepman, 30. November 1962
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»Immer war ein Schirm da, sich dahinter zu verstecken; ein
Vorgesetzter, der wieder einen Vorgesetzten hatte; Orders, Anweisungen,
Pflichten, Befehle – und schließlich das vielköpfige Monster Moral,
Notwendigkeit, harte Wirklichkeit, Verantwortung und sonstwie genannt – immer
war ein Schirm da, die einfachen Gesetze der Menschlichkeit zu umgehen.«
Aus Arc de Triomphe
(1945)
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»Ich erinnere mich kaum noch daran, wie Städte im Frieden
nachts einmal ausgesehen haben müssen. Die tausend Lichter und die strahlende
Welt der Straßen – was weiß ich noch davon? Ich kenne nur noch Verdunkelungen
und den Bombenregen aus dem lichtlosen Dunkel, und dann Okkupationen und
Furcht und Verstecken und Kälte. Glück? Wie war dieses endlose Wort, das
einst in Träumen so geglänzt hatte, zusammengeschrumpft! Ein Zimmer ohne
Heizung war bereits Glück gewesen, ein Brot, ein Keller, ein Platz, der nicht
beschossen wurde.«
Aus Der Himmel kennt
keine Günstlinge (1961)
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»Die blinde Überzeugung! Zweifel und Toleranz sind die Eigenschaften
des Kulturmenschen. Daran geht er immer aufs neue zugrunde. Die alte
Sisyphusarbeit. Eines der tiefsten Gleichnisse der Menschheit.«
Aus Liebe Deinen
Nächsten (1939/41)
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»›Und wofür wart ihr?‹
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»Die Demagogen, die Betrüger, die Vater- und
Freundesmörder, die machttrunkenen Egoisten, die fanatischen Propheten, die
die Liebe mit dem Schwerte predigten; es war immer dasselbe, und immer wieder
waren geduldige Völker da, gegeneinander getrieben in sinnlosem Töten für
Kaiser, Könige, Religionen und Wahnsinnige – es hatte kein Ende.«
Aus Arc de Triomphe (1945)
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»Nur für die kämpfen wir noch. Für die SS, die Gestapo, für
die Lügner und Schieber, die Fanatiker, die Mörder und die Verrückten, –
damit sie noch ein Jahr länger am Ruder bleiben können. Dafür, – für sonst
nichts. Der Krieg ist längst verloren.«
Aus Zeit zu leben und
Zeit zu sterben (1954)
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»Ein rauhes Zeitalter. Der Frieden wird mit Kanonen und Bombenflugzeugen
stabilisiert, die Menschlichkeit mit Konzentrationslagern und Pogromen. Wir
leben in einer Umkehrung aller Werte, Kern. Der Angreifer ist heute der Hüter
des Friedens, der Verprügelte und Gehetzte der Störenfried der Welt. Und es
gibt ganze Völkerstämme, die das glauben!«
Aus Liebe Deinen
Nächsten (1939/41)
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»Sieh dir das an. Ihre Waffenfabriken bauen sie, weil sie
Frieden wollen; ihre Konzentrationslager, weil sie die Wahrheit lieben;
Gerechtigkeit ist der Deckmantel für jede Parteiraserei; politische Gangster
sind Erlöser, und Freiheit ist das große Wort für alle Gier nach Macht.
Falsches Geld! Falsches geistiges Geld! Die Lüge der Propaganda.
Küchenmacchiavellismus. Der Idealismus in den Händen der Unterwelt. Wenn sie
noch wenigstens ehrlich wären –«
Aus Arc de Triomphe
(1945)
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»Ich bezweifle, dass Konferenzen allein zukünftige Kriege
verhindern werden. Ich stimme Ihnen zu, wenn Sie sagen, dass wir den Geist
unserer Diplomaten ändern müssen, aber wir müssen auch den Geist der Völker
ändern, damit sie nie wieder der fiebrigen Psychose nachgeben, durch die die
Nationen zu Beginn des Krieges mitgerissen wurden.«
Aus dem Interview
mit Walter Dietzel, 31. Oktober
1929
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»›Toleranz!‹ wiederhole ich. ›Rücksicht auf den anderen.
Verständnis für den anderen. Jeden auf seine Weise leben lassen. Toleranz, die
in unserm geliebten Vaterlande ein Fremdwort ist.‹«
Aus Der schwarze
Obelisk (1956)
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»Grete: Wenn jeder Soldat nach Hause ginge, wenn’s ihm
paßt, was wäre dann?
Anna: Frieden.
Grete: (verdutzt)
Was? Ach so! Na, Sie sind gut!«
Aus dem Schauspiel Die
letzte Station (1956)
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»[Der] Mörder und Allesesser Mensch, der von Frieden und
Liebe redet und Lämmern die Kehle zerschneidet und Fische ersticken läßt, um
Kraft genug zu haben, weiter über Frieden und Liebe zu reden.«
Aus Der schwarze
Obelisk (1956)
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»Wie war das noch, – als damals in unserm ersten
Lebensmittag plötzlich der Aschewind über Europa fuhr, die Nacht fiel, der Mord
Gesetz wurde, und die Krematorien zu brennen begannen, – wie war das noch,
als selbst das Nächste fremd wurde und das Fremdeste das Nächste, die Jahre
der Einsamkeit über uns stürzten wie Wölfe im Schnee, und viele von uns in
Verzweiflung zusammenbrachen, und keiner wußte, wenn er auch schon
davonkommen würde, wie zerrissen er sein würde und ob er je wieder Mut und
Kraft zusammenraffen könnte für einen Beginn...«
Aus dem Beitrag zur Festschrift für Fritz Kortner, Kortner anekdotisch, 1967
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»Stellen Sie sich einen Abendhimmel vor: Über dem Horizont
lagert dichtes Gewölk, dahinter aber zeichnet sich rosa der letzte
verglimmende Schimmer des Tages ab. Das Gewölk ist das Geflecht des
Ungeistes, der uns noch immer umgibt – das Glühen dahinter aber, das ist das
Leuchten der Hoffnung, unsere Jugend.«
Aus dem Interview mit Heino Eggers, Berlin, Februar 1963
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»Ein populärer Roman ist ein bewundernswertes Mittel,
um die große Masse der Menschen zu erreichen, all diejenigen, die schließlich
das Gefühl haben, dass wahrer Patriotismus untrennbar mit der Sympathie
für die ganze Menschheit und dem pazifistischen Wunsch verbunden ist,
ein Verständnis zwischen den Völkern herzustellen.«
Aus dem Interview mit Le
Matin (Paris), 11. Mai 1930
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»Nicht der Gehorsam ist die letzte Tugend, sondern die
Menschlichkeit.«
Aus dem Interview mit Annemarie Doherr, 23. Juli 1952
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»Man hat uns in der Schule und im Religionsunterricht immer
von den dunklen, primitiven, grausamen vorchristlichen Zeiten erzählt. Ich lese
das nach und finde, daß wir nicht viel besser sind – abgesehen von den
Erfolgen in Technik und Wissenschaft. Die aber benutzen wir auch zum größten
Teil nur, um mehr Menschen töten zu können.«
Aus Der schwarze
Obelisk (1956)
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»Wenn Sie
etwas über ein Land wie Deutschland oder Russland wissen wollen, sollten Sie
sich an die ausländischen Journalisten wenden, die dort arbeiten. Sie sind in
der Lage, objektiv zu sehen und zu urteilen, und sie haben alle Fakten vor
Augen. Daher sind sie besser als jeder andere in der Lage, die täglichen
Ereignisse zu kontrollieren, und es ist ihr Recht und ihre Pflicht, die
Wahrheit zu sagen.«
Aus dem Interview mit Svenska
Pressen, Paris, 5. November 1938
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»Es ist
wichtig, nachts mit einiger Sicherheit zu wissen, dass man leben wird, um am
nächsten Morgen die Sonne zu sehen. Das scheint nicht viel zu sein. Es ist
alles.«
Aus dem
Essay New Pilgrims Offered Hope in
America (1947)
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»›Der Krieg hat uns für alles verdorben.‹
Er hat recht. Wir sind keine Jugend mehr. Wir wollen die Welt
nicht mehr stürmen. Wir sind Flüchtende. Wir flüchten vor uns. Vor unserem
Leben. Wir waren achtzehn Jahre und begannen die Welt und das Dasein zu
lieben; wir mußten darauf schießen. Die erste Granate, die einschlug, traf
in unser Herz. Wir sind abgeschlossen vom Tätigen, vom Streben, vom
Fortschritt. Wir glauben nicht mehr daran; wir glauben an den Krieg.«
Aus Im Westen nichts
Neues (1928/29)
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»Die Welt
kann kein Risiko mehr eingehen. Der Schlüssel liegt in der Aufklärung, aber
wir können nicht erwarten, dass wir auf die Schnelle positive Ergebnisse
erzielen. Man kann nicht erwarten, dass man über Nacht 12 Jahre gnadenloser,
heimtückischer, immer währender Propaganda auslöscht, die auf Millionen
gerichtet ist.«
Aus dem Interview mit Henry Hammond, 31. März 1946
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»Nach der
Meinung der Chauvinisten ist nur ein aggressiver Nationalismus wirklich
patriotisch, während sie Pazifismus oder nur Verdammung der Kriegsschrecken
und Friedensliebe Feigheit nennen.«
Aus dem
Essay Haben meine Bücher eine Tendenz? (1931/32)
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»Mein erstes Buch war ein Schrei nach Pazifismus; ich habe meinen
Glauben, meine Position nicht geändert; ich denke nur, dass die Chancen für
den Frieden schwinden; so wie die Welt sich entwickelt, werden wir einen
weiteren Krieg haben; was für eine Tragödie…«
Aus dem Interview mit Louis Wiznitzer, New York, 9. März
1958
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»Ein Mann
kann in seiner Politik ›Rechts‹ oder ›Links‹ stehen, aber die Wahrheit ist immer
die Wahrheit. Ich bin ein Schriftsteller, unparteiisch, keine Partei. Mein
einziges Interesse in dieser Welt ist das Leben, das vollste, schönste,
glücklichste Leben. Der Krieg war für mich die Verneinung des Lebens …
Andererseits bin ich kein Idealist. Wenn morgen Westfalen überfallen würde,
würde ich übermorgen bei den Fahnen stehen. Ich bin pazifistisch, aber kein
Pazifist...«
Aus dem Interview mit William Leon Smyser, 30. November
1929
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»Wir leben
im Zeitalter der Paradoxe. Zur Erhaltung des Friedens führen wir Krieg.«
Aus Die Nacht von Lissabon (1961/62)
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»Die meisten Schriftsteller wollen irgendwann in ihrem
Leben an den Ort zurückkehren, an dem sie ihre Wurzeln haben, ihre
Heimatstadt wieder besuchen – in der Realität oder in der Fantasie. Wenn ich versuchen
würde, zurückzugehen, würde ich meine Heimatstadt nicht finden. Sie ist von
der Landkarte gelöscht. Völlig zu Tode gebombt. Deshalb bin ich auch ein
Flüchtling.«
Aus dem Interview mit Nordlandsposten,
Porto Ronco, 13. November 1968
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»Jedes Volk, das eine Philosophie des Hasses pflegt, muss
lernen, dass es immer in der Unterzahl sein wird.«
Aus dem Interview mit Henry Hammond, 31. März 1946
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»Man sollte beweisen, daß in einer Zeit, wo ein Flugzeug in
wenigen Stunden alle europäischen Grenzen überqueren kann, kein Konflikt
zwischen europäischen Nationen so unlösbar sein kann, daß er einen Krieg mit
seinen Schrecken rechtfertigt. Es sollte gezeigt werden, daß ein zukünftiger
Krieg selbst diesen Zweiten Weltkrieg zu einem Kinderspiel machen würde; daß
ganze Länder und Völker zerstört werden würden und daß sich ein Krieg noch
nie ausgezahlt hat – nicht einmal für den Sieger.«
Aus dem Essay Practical Educational Work in Germany
After the War (1944)
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»Ist dieser Krieg nicht eine tolle Verkehrung der Natur?
Eine Minderheit diktiert, befiehlt der großen Mehrheit: Jetzt ist Krieg! Ihr
habt auf alle Pläne zu verzichten, sollt roheste und brutalste Tiere werden,
sollt zum fünften Teil sterben?«
Aus dem Tagebuch, Eintrag Duisburg, 24. August 1918
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»Aber zu hoffen, dass die Welt einen schöneren und gerechteren
Frieden finden kann als einen Frieden, der auf Terror basiert, das ist es,
wofür wir kämpfen müssen.«
Aus dem Interview mit Massimo Di Forti, Rom, Dezember
1968
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»Und aus der ganzen Welt der Verwesungsgestank der trägen
Herzen. Verfluchtes Jahrhundert! Im Krieg mischten sich zu viele ein 1914/18
– jetzt zu wenig und die Falschen.
Der Frieden der Welt, oder wenigstens Europas, hängt an
zwei ehrgeizigen Hanswürsten [Hitler und Mussolini], die immer frecher
werden, je weniger Widerstand sie spüren.«
Aus dem Tagebuch, Eintrag Porto Ronco, 7. April 1937.
Abbildung: Titelseite des französischen Satire-Magazins
»Cyrano«, 12.05.1939
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»Es gibt keine
wirkliche Erziehung eines Volkes durch die Gewalt eines anderen.«
Aus dem Interview mit der ONA, 26.
Oktober 1946
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»Ich habe ›Im
Westen nichts Neues‹ nicht als Antikriegsbuch geschrieben. Es ging um
Tausende und Abertausende von jungen Menschen zwischen 18 und 22, die das
Leben hätten genießen sollen, aber plötzlich mit dem Ende des Lebens
konfrontiert wurden. Das Ziel des Krieges ist nicht, lebend herauszukommen,
sondern getötet zu werden. Diejenigen, die lebend davongekommen sind, wissen
nur die Hälfte. Die anderen können nicht mehr darüber reden.«
Aus dem Interview mit
Charles Norman, New York,
17. Februar 1946
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»Die Welt ist trübe
geworden, falsche Propheten plärren auf den Märkten ihre
Kasernenhofweisheiten, es riecht nach Lüge und Blut. Laßt mich wieder von den
alten Zeiten reden, den kurzen Jahren, als Recht noch Recht schien und die
Fahne der Freiheit noch leichter flatterte, als über den Blutfeldern des
Krieges Frühling der Bewunderung der Jugend und des Lebens wehte, bis die
Kanonenzüge sich wieder schlossen und die Gewitter heranzogen. Die Gewitter,
die die Welt vernichten werden.«
Aus der ersten
Fassung des Mottos zu Der schwarze
Obelisk, um 1930
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»Ihr
Dezembernächte 1917! Ihr Lazarettnächte voll Stöhnen und gebrochenen Schreien!
Was soll die Erinnerung an Euch, heute, in einer Zeit, die schon wieder
durchzittert ist von Kriegsgier und Unversöhnlichkeit! Ist nicht alles schon
wieder vergessen, was damals aufstand aus Schlamm und Grauen, sind sie nicht
schon wieder versunken, die Jahre, in denen die Erde mehr Blut hatte als
Regen?«
Aus der
Erzählung Ich hab die Nacht geträumet –
– – (1934)
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»Ursprünglich waren
sie keine Feinde; erst als sie Waffen bekamen. Das machte mich nachdenklich,
obwohl ich ja wußte, daß meine Logik vielleicht nicht ganz richtig war. Aber
mir dämmerte, daß es die Waffen waren, die uns den Krieg aufzwangen. Es gab
so viele Waffen in der Welt, daß sie am Ende die Oberhand über die Menschen
gewannen und sie in Feinde verwandelten.«
Aus der
Erzählung Der Feind (1930)
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»Ich würde
Ihnen gerne in wenigen Sätzen sagen, was ich über den Krieg denke, aber ich
kann es nicht. Ich glaube, es gibt auf der ganzen Welt keinen Grund für einen
Krieg, denken Sie, was Sie wollen. Dies wird kein Krieg an der Front sein. Es
wird ein Krieg gegen Frauen und Kinder sein.«
Bei seiner Ankunft im New
Yorker Exil, 5. September
1939
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»Der Krieg der Kampflinien ist vorbei: die Fronten sind überall.
Der Krieg der Soldaten ist vorbei: der totale Krieg richtet sich gegen
jedermann. Der Krieg des Heldentums ist vorbei: man kann sich verstecken,
aber nicht selbst verteidigen. Irgendwann in der Zukunft werden irgendwo
einige Leute einige Knöpfe drücken, – und Millionen werden einen
schrecklichen Tod sterben. Die Schwierigkeit mit dem Krieg ist, daß die Leute, die ihn wollen, nicht erwarten, in ihm zu
sterben.«
Aus dem Essay Das
Auge ist ein starker Verführer (1958)
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»Krieg ist zu allen Zeiten ein brutales
Werkzeug der Ruhmgier und der Machtlust gewesen, immer in Widerspruch mit den
Grundprinzipien der Gerechtigkeit, die allen moralisch gesunden Menschen
innewohnen. Nicht einmal eine ernsthafte Beleidigung der Gerechtigkeit selbst
kann dem Krieg Rechtmäßigkeit verleihen.«
Aus dem Essay Haben meine Bücher eine Tendenz? (1931/32)
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»Es gibt eine
Mobilisierung, die alle Freiheitsliebenden vereinen sollte, und das ist die
Mobilisierung des guten Willens, sich der Idee des Krieges zu widersetzen
[...]. Nach all dem, was wir, die Generation des Weltkriegs, erlebt haben,
kann es kein Motiv geben, das heute einen Krieg rechtfertigen könnte.
Aus dem Interview mit
Janine Delpech, Paris, 5.
November 1938
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»Vielleicht hätten wir weniger Kriege,
wenn jeder den andern nicht immer so dringend von seiner eigenen Wahrheit
überzeugen wollte.«
Aus Zeit
zu leben und Zeit zu sterben (1954)
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»Man muß an eine Zukunft glauben, an
eine bessere Zukunft. Die Welt braucht Frieden! Und die Welt muß wieder etwas
haben, an das die Menschen glauben. Es sind, wie immer, die einfachsten
Aufgaben: Menschlichkeit, Verständnis, Fortschritt und Bereitwilligkeit zum
Helfen. Der Mensch ist gut - trotz allem!«
Aus dem Interview mit Maurice Feldman, Mai 1946
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»Den Frieden
der Welt! Nie ist mehr darüber geredet und nie weniger dafür getan worden als
in unserer Zeit; nie hat es mehr falsche Propheten gegeben, nie mehr Lügen,
nie mehr Tod, nie mehr Zerstörung und nie mehr Tränen als in unserm
Jahrhundert, [...] dem des Fortschritts, der Technik, der Zivilisation, der
Massenkultur und des Massenmordens.«
Aus Der schwarze Obelisk (1956)
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»Die Leitartikel der Zeitungen waren
entsetzlich. Sie waren verlogen, blutrünstig und arrogant. Die Welt außerhalb
Deutschlands erschien in ihnen degeneriert, heimtückisch, dumm und zu nichts
anderem nütze, als von Deutschland übernommen zu werden. Die beiden Zeitungen
waren keine Lokalblätter, sie hatten früher einmal einen guten Namen gehabt.
Nicht nur ihr Inhalt, auch ihr Stil war unglaublich. Ich betrachtete den
Zeitungsleser neben mir. Er aß, trank und las mit Genuß. Ich blickte mich um.
Nirgendwo sah ich unter den Lesern Zeichen des Abscheus; sie waren an ihre
tägliche geistige Kost gewöhnt wie an das Bier.«
Aus Die
Nacht von Lissabon (1961/62)
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»Er
starrte auf die zerfressenen Dächer der Häuser. Was hatte er nur erwartet?
Eine Insel hinter den Fronten? Heimat, Sicherheit, Zuflucht, Trost? Vielleicht.
Aber die Inseln der Hoffnung waren längst lautlos versunken in der Monotonie
zwecklosen Todes, die Fronten waren zerbrochen, und der Krieg war überall.
Überall, auch in den Hirnen und Herzen.« Aus
Zeit zu leben und Zeit zu sterben
(1954) |
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»Der Krieg ist eine Todesursache wie
Krebs oder Tuberkolose, wie Grippe und Ruhr. Die Todesfälle sind nur viel
häufiger, verschiedenartiger und grausamer.«
Aus Im
Westen nichts Neues (1928)
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Letzte Aktualisierung: 27.06.2022
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