Einige Fragen zu Leben und Werk Remarques sind
– nach den Anfragen zu urteilen, die das Erich Maria
Remarque-Friedenszentrum erreichen – besonders interessant. Wir
beantworten sie daher hier ausführlich.
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weiteren Themen haben, nutzen Sie den Service des Erich Maria Remarque-Archivs. Gern antworten wir
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Leben und Werk des Autors bereithalten.
Seit
Ende der 20er Jahre des 20. Jh. gibt es die Geschichte, dass Remarque
eigentlich Kramer (rückwärts von Remark) geheißen
haben soll. Dies ist allerdings nur eine Legende, die Nationalisten und
Nationalsozialisten verbreiteten, um Remarque als Lügner hinzustellen.
Genauso wie die Nationalsozialisten behaupteten, Remarque sei ein französischer
Jude gewesen und hätte nie am Ersten Weltkrieg teilgenommen. Man wollte den
Autor des zu der Zeit bekanntesten deutschen Buches, des Anti-Kriegsromans Im Westen nichts Neues,
diffamieren. Teil der Kampagne gegen Remarque war die gezielte Agitation Josef
Goebbels gegen die Verfilmung des Romans. Er erreichte schon 1930 das Verbot
des Films Im Westen nichts
Neues; im Mai 1933 wurden die Bücher Remarques in Deutschland
verbrannt.
Remarques
Vorfahren stammten aus dem deutsch-französischen Sprachgrenzgebiet bei Aachen und führten
den Familiennamen Remarque bzw. Remarcle. Sie lebten
auf der deutschen Seite, und nannten sich nach dem deutsch-französischen Krieg
in den 70er Jahren des 19. Jh. nach einer Germanisierung des Familiennamens Remark.
Remarque wurde
am 22.06.1898 als Erich Paul Remark in Osnabrück geboren. Als
er nach der Publikation seines ersten Romans Die Traumbude (1920) und
ersten Veröffentlichungen als Journalist Anfang der 20er Jahre nach einem
Künstlernamen suchte, tauschte er seinen zweiten Vornamen gegen Maria und
verwendete die französische Schreibweise seines Nachnamens. In dieser Zeit schrieb
Remarque jedoch unter zahlreichen Pseudonymen – als G. A. M. (Titel eines
unveröffentlichten Romans, entstanden 1923-24), Carl Maria Remarque, Ernst
Winter (Name der Hauptfiguren in Die Traumbude, 1920), Juan de
Lavalette, Kai Henriksen und eben als Erich Maria
Remarque – sowie unter seinem Geburtsnamen Erich Remark.
Ende der 20er Jahre bediente er sich beruflich fast ausschließlich des dann
schon relativ bekannten Erich Maria Remarque. Mit der Veröffentlichung von Im
Westen nichts Neues (1928/29) wurde dieser Name zu seinem Markenzeichen und
Remarque verwendete ihn auch privat.
Remarque,
damals noch Erich Remark, erhielt am 21. November
1916 seine Einberufung zur Armee. Der 18-jährige Schüler des Katholischen
Königlichen Lehrer-Seminars unterbrach seine Ausbildung und wurde Ersatzrekrut
beim Ersatz-Bataillon im Infanterie-Regiment 78, I. Rekruten-Depot. Seine
militärische Ausbildung erhielt er in der Caprivi-Kaserne in Osnabrück und in
Celle. Am 20. Januar 1917 wurde ihm das Zeugnis über die Befähigung zum
Einjährigen freiwilligen Dienst erteilt und am 5. Mai 1917 erfolgte die
Versetzung zur I. Kompanie, I. Ersatz-Bataillon, Infanterie-Regiment 78.
Am 12. Juni
1917 wurde der Rekrut Remark an die Westfront zur 2.
Kompanie Feld-Rekruten-Depot der 2. Garde-Reserve-Division nach Ham-Lenglet (Belgien) verlegt. Ende Juni 1917 war er beim
Schanztrupp Bethe, 2. Kompanie, Reserve-Infanterie-Regiment 15, zwischen Torhout und Houthulst (Belgien). Am
31. Juli 1917 trafen ihn Granatsplitter am linken Bein und rechten Arm
sowie ein Halsschuss.
Der verwundete
Remark wurde am 1. August 1917 ins Feld-Lazarett 309
in Geite-St. Josef und Torhout gebracht und von dort
noch im August 1917 ins St. Vinzenz-Hospital nach Duisburg überführt. Nach
seiner Genesung arbeitete er in der Schreibstube des Hospitals. In Duisburg
schrieb Remark an einem Roman über den Krieg; es
entstanden vermutlich erste Versuche zu Im Westen nichts Neues. Am 31.
Oktober 1918 wurde Remarque aus dem Lazarett entlassen und nach Osnabrück zum
I. Ersatz-Bataillon im Infanterie-Regiment 78 überstellt. Der Arbeiter- und
Soldatenrat bestätigte am 15. November 1918 die Verleihung des Ehrenkreuzes
Erster Klasse an Erich Remark. Am 5. Januar 1919
wurde er aus der Armee entlassen und verzichtete auf Orden und
Ehrenzeichen.
In Osnabrück
setzte Remark nach über zweijähriger Unterbrechung im
Januar 1919 seine Ausbildung zum katholischen Volksschullehrer fort. Am 25.
Juni 1919 absolvierte er die Lehramtsprüfung für Volksschulen und unterrichtete
schon im August 1919 in Vertretung eines Lehrers, der sich noch in
Kriegsgefangenschaft befand, in einer kleinen Schule in Lohne bei Lingen.
Remarques
Biographie ist wesentlich von der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts
geprägt:
die Kindheit und Jugend im Osnabrück der Kaiserzeit, der Erste Weltkrieg, die
Weimarer Republik und vor allem das Exil in der Schweiz und den USA haben den
Autor entscheidend beeinflußt. Eigene Erlebnisse
und Erfahrungen Remarques aber auch seine Lebenssituation hatten daher großen
Einfluss auf die Entstehung der Romane. Dies zeigt sich schon an Remarques
erstem Roman Die Traumbude (1920). Der Autor arbeitete 1917/18 zunächst
an einem Roman über den Krieg. Zu der Zeit erholte er sich in einem
Militärkrankenhaus von einer Kriegsverwundung. Er sprach mit Freunden und
Bekannten über ihre Erlebnisse, um sie in seinem Buch zu verwenden. Dann starb
im September 1917 seine Mutter und im März 1918 sein väterlicher Mentor
Friedrich Hörstemeier. Remarque ließ die Arbeit an
dem Kriegsroman ruhen und schrieb statt dessen den dem
Freund gewidmeten Künstlerroman Die Traumbude. In ihm kehrte er zurück
in eine heile, idealisierte Vorkriegswelt und setzte Friedrich Hörstemeier, der im Roman als Fritz Schramm nur leicht
fiktionalisiert auftritt, ein Denkmal.
Auch spätere
Romane widmete Remarque geliebten Menschen: Drei Kameraden (1937/38) seiner ersten Frau
Jeanne Remarque Zambona; Der Funke Leben
(1952) seiner Schwester Elfriede; Zeit zu leben, Zeit zu sterben (1954) und Der
Himmel kennt keine Günstlinge (1959/61) seiner zweiten Frau Paulette Goddard
Remarque. In diesen Romanen gibt es ebenfalls Übereinstimmungen zwischen den
Figuren und Menschen aus Remarques Umgebung: So war Jeanne Zambona
sicherlich Vorbild der Pat in Drei Kameraden, es finden sich Züge von
Marlene Dietrich und Natasha Paley in Arc de Triomphe (1945) und Schatten im
Paradies (1971) und auch Paulette Goddard beeinflusste die Frauenfiguren
Remarques. Aus dem Tagebuch Remarques wird deutlich, dass er an seinen
Liebesbeziehungen zu Marlene Dietrich und dem Model Natasha Paley gelitten hat.
Zum Teil nutzte Remarque das Schreiben als Verarbeitung dieser Beziehungen; es
wäre jedoch falsch, eine Eins-zu-eins-Relation erkennen zu wollen. Remarque
bediente sich der Art, des Aussehens, der Namen und der Biographien von
Freunden und Bekannten – Frauen und Männern. Auch eigene Erfahrungen und
Charakterzüge finden sich in seinen Büchern. Prägnantestes Beispiel dafür ist
die Fiktionalisierung seiner Erlebnisse als Lehrer in
Der Weg zurück. Doch nach der Traumbude waren die
Übereinstimmungen subtiler. Remarque nutzte sie als Basis, um glaubwürdige
Charaktere und Situationen zu schaffen.
Doch auf eine
wesentlich interessantere Art beeinflussten eigene Erfahrungen die Entstehung
der Romane Remarques. Bei Im
Westen nichts Neues waren es offensichtlich seine
Kriegserlebnisse und die von Bekannten und Freunden, die ihn dazu veranlassten,
den Roman zu schreiben. Wichtiger aber noch war seine Überzeugung, die in dem
Vorspruch zum Roman, der „[...] nur den Versuch machen [soll], über eine
Generation zu berichten, die vom Kriege zerstört wurde [...]“ zum Ausdruck kam.
Remarque schrieb über einen sinnlosen Krieg, einen Krieg, der niemandem nützte
und jungen Menschen ihr Leben oder ihre Jugend nahm. Der Funke Leben und
Zeit zu leben und Zeit zu sterben sowie das Schauspiel Die letzte
Station (1956) schrieb Remarque, nachdem er erfahren hatte, dass seine
Schwester Elfriede Scholz wegen angeblich kriegszersetzender Reden von einem
nationalsozialistischen Gericht zum Tode verurteilt und hingerichtet worden
war. Elfriede Scholz kommt in den Texten nicht vor, doch war ihre Ermordung
Auslöser für eine persönliche Auseinandersetzung Remarques mit dem
Nationalsozialismus, in deren Folge er verstärkt seine politischen Ansichten in
seinen Texten zum Ausdruck brachte. Remarque sagte in einem Interview 1962: „Mein
Thema ist der Mensch dieses Jahrhunderts, die Frage der Humanität“. In fast
allen Büchern schrieb Remarque für Deutsche, über die deutsche Geschichte,
setzte sich mit den Verbrechen auseinander, die im Namen Deutschlands verübt
wurden. Er beschrieb Geschichte, ohne Lösungen zu präsentieren; nicht
Nationen, Systeme oder Religionen waren ihm wichtig, sondern die Freiheit und
die Würde des einzelnen Menschen.
Ausführliche
Beschreibungen der Biographie Remarques und der Verarbeitung seiner Erfahrungen
bieten jeweils die Nachworte der Romane in den Ausgaben bei Kiepenheuer &
Witsch. Wer an einer umfassenden Darstellung zu Leben und Werk des Autors
interessiert ist, findet in Wilhelm von Sternburgs ‘Als
wäre alles das letzte Mal’. Erich Maria Remarque. Eine Biographie (Köln: Kiepenheuer
& Witsch, 1998) eine spannende Lektüre. Das Erich Maria
Remarque-Friedenszentrum hat eine Reihe von Büchern zu verschiedenen Themen um Leben und
Werk Remarques veröffentlicht. Weitere Informationen zum Leben des Autors
bietet unsere Zeitleiste zur
Biographie.
Diese
Frage wird in unseren ausführlichen Informationen zu Inhalt, Entstehung,
Wirkung und Interpretation des Romans
Im Westen nichts Neues beantwortet.
Als
international bedeutender deutscher Schriftsteller und berühmter Sohn seiner
Geburtsstadt erhielt Remarque 1964 die Justus-Möser-Medaille der Stadt
Osnabrück. Die Medaille wird an Persönlichkeiten verliehen, die im Sinne Justus
Mösers (1729-1794), eines Osnabrücker Juristen, Historikers und
Schriftstellers, gewirkt haben. Der damalige Oberbürgermeister Wilhelm Kelch
und eine Delegation des Rates der Stadt reisten eigens zu Remarques Wohnort
Porto Ronco, da der Gesundheitszustand des Schriftstellers die geplante
Überreichung der Medaille in Osnabrück nicht erlaubt hatte. Der Text der
Urkunde lautet:
1967
verlieh der Bundespräsident Heinrich Lübke Remarque das große Verdienstkreuz
des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, die höchste
Auszeichnung der Bundesrepublik Deutschland, "in Anerkennung der um die
Bundesrepublik Deutschland erworbenen besonderen Verdienste" für sein
literarisches Werk und seine menschliche und politische Haltung. In der
Begründung heißt es:
Beide
Auszeichnungen sind als symbolische Akte der Versöhnung – nach der Verbrennung
seiner Bücher 1933, der Ausbürgerung aus dem Deutschen Reich 1938 und der
Hinrichtung seiner Schwester Elfriede Scholz (1943) – zu werten.
1968, ein Jahr nach Verleihung des Bundesverdienstkreuzes, wurde Erich Maria
Remarque als in diesem Jahr einziges neues korrespondierendes Mitglied der
Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung (Darmstadt) gewählt.
Weitere
Ehrungen waren: die Benennung einer Straße in Osnabrück nach Remarques
Schwester: Elfriede-Scholz-Straße (1968), die Umbenennung des
Osnabrücker Karlsring in Erich-Maria-Remarque-Ring (1971), die Eröffnung
des Erich Maria Remarque-Archivs als gemeinsame Einrichtung von Stadt
und Universität Osnabrück (1989), die alle zwei Jahre erfolgende Vergabe des Erich
Maria Remarque-Friedenspreises durch die Stadt Osnabrück (1991), die
Benennung einer Schule in Berlin als Erich-Maria-Remarque-Oberschule
(1994), die Eröffnung des Hotels „Remarque“ (1997) in Osnabrück, die
Einrichtung des Erich Maria Remarque-Friedenszentrums in der Stadt
Osnabrück (1998).
Der
Katalog der
internationalen Buchausgaben der Werke Erich Maria Remarques bietet
ein Verzeichnis aller bekannten Übersetzungen und Veröffentlichungen der Buchausgaben
(Romane, Sammlungen von Aufsätzen, Kurzgeschichten und Gedichten) des Autors
weltweit. Mit dem Katalog kann gezielt nach Ausgaben in einzelnen Sprachen,
nach Erstveröffentlichungen in einzelnen Ländern sowie nach aktuellen Ausgaben
gesucht werden.
Das Werkverzeichnis
listet alle bekannten publizierten und unpublizierten
Werke (Romane, einzelne Aufsätze, Kurzgeschichten, Gedichte, Artikel
etc.) Erich Maria Remarques und nennt die Standorte der
entsprechenden Autographen und Drucke.
Für weitere Informationen wenden Sie
sich bitte an Frau Claudia Junk.
Telefon: 0541/969-2440
E-mail: junk@osnabrueck.de
Wir freuen uns über Ihr Interesse.
Erich Maria Remarque-Friedenszentrum
Markt 6
49074 Osnabrück
Bundesrepublik Deutschland
Erich Maria Remarque-Archiv
Arbeitsstelle Krieg und Literatur
Telefon Recherchen oder Workshops: 0541/969-2440
Öffnungszeiten: nur nach vorheriger Vereinbarung.
Erich Maria Remarque-Ausstellung
Telefon Führungen: 0541/323-2109
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 10-13 Uhr und 14-17 Uhr, Samstag
und Sonntag 11-17 Uhr